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Marzilibähnlein

Das Marzilibähnlein – die Bergbahn im Herzen der Bundeshauptstadt.
Die kürzeste Standseilbahn mit ihrem überdimensionier­ten Verwaltungsgebäude.

Abb. 1 – Alter Wagen (bis 1973).

Der Höhenunterschied zwischen dem Aare-Niveau und der oberen Stadt Bern kann dank der Existenz der kürzesten Standseilbahn der Schweiz, die aber über das grösste Verwaltungsgebäude – das Bundes­haus – verfügt, heute mühelos überwunden werden.

Die im Oktober 1884 gegründete Aktiengesellschaft für den Bau der Drahtseilbahn Marzili­ Stadt Bern (DMB) erhielt im Dezember gleichen Jahres die erforderliche Konzession für die Dauer von 80 Jahren. Die Konzession ist in­zwischen bis 2014 verlängert worden.

Bereits am 18. Juli 1885 konnte die Bahn in Be­trieb genommen werden. Auf einer Streckenlänge von 105 Metern überwindet sie eine Höhendifferenz von 32 Metern (die Bahn auf den Niesen, den pyramidenförmi­gen Berg bei Spiez, die längste Standseilbahn der Welt, bewältigt eine Höhendifferenz von 1643 m).

Das Marzilibähnli war als Wasserballastbahn konstruiert worden, d. h. der obere der beiden, sich unterwegs kreuzenden Wagen wurde jeweils mit 2600 Litern Wasser gefüllt. Dieses Gewicht genügte, um den bergwärts fahrenden Wagen, dessen Wassertank unten entleert worden war, samt Passagieren in die Höhe zu ziehen. Das Wasser stammte aus dem Stadtbach, von wo es über ein Reservoir in den Wassertank unter dem Wagen gelangte.

Abb. 2 – Einer der heutigen Wagen.

 

Bis September 1973, als sich eine Erneuerung bzw. Umstellung der Betriebsart aufdrängte, hatten die beiden Wagen (Abb. 1), die 1914 ersetzt worden waren, fast eine halbe Million Kilometer zurückgelegt, was circa 12 Erdumfängen am Äquator entspricht. Sie hatten während dieser Zeit mehr als 24 Millionen Fahrgäste transportiert.

 

Anstelle des kostspieligen, arbeitsintensiven und zeitraubenden Wasser­systems wurde ein Elektromotor installiert. Die Bahn befördert an Spitzentagen bis zu 6000 Leute. 2001 wurden insgesamt 828'530 Passagiere gezählt.

Obwohl der tägliche Bahnbetrieb eher reine Routine ist, bringen gelegentliche Vorkommnisse doch etwas Farbe in den grauen Alltag. So kann es schon mal passieren, dass von der ausschliesslichen Personenbeförderung abgewichen wird.

Das erschöpft wirkende Pony, das seine kleine Reiterin der Aare entlang getragen hat, erweckt Erbarmen. Man kann ihm den steilen Anstieg in die Stadt hinauf kaum mehr zumuten. Also drückt man ein Auge zu und nimmt Ross und Reiter bei der Bergfahrt mit.

Die Bahn hat auch schon als Filmkulisse gedient. Bei Aufnahmen für die im deutschen Sprachraum populäre Fernseh-Krimi-Serie «Tatort» spielte das Marzilibähnli eine Neben­rolle, für die es allerdings trotz seines attraktiven Aussehens nicht für einen Oscar nominiert wurde.

Als Werbegag hat das Kaufhaus Loeb vor Jahren einmal die eine Seite eines Wagens zu einem Schlafabteil umgebaut, so dass man sich fast wie im Orient-Express fühlen konnte.

Sicher ist die kurze Bergbahn inmitten der Stadt vor allem für ausländische Touristen eine Attraktion; für viele Bewohner der Stadt ist sie jedoch ein Verkehrsmittel, auf das sie nicht verzichten möchten, erspart es ihnen doch grosse Mühe. Seine Existenz ist deshalb zweifellos gerechtfertigt.

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